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Das Projekt „ICE BREAKER“ an und mit der MOS!

Aufklärung über und Präventionsarbeit zu depressiven Erkrankungen bei Jugendlichen

Depressionen sind in den letzten Jahren immer stärker in die öffentliche Wahrnehmung gerückt und auch die Zahlen der an Depression Erkrankten steigen seit den letzten Jahrzehnten gewaltig an. Dennoch wissen die wenigsten, wie problematisch diese Krankheit wirklich ist und unterschätzen diese. Depressionen können jeden treffen, daher ist es wichtig über dieses Thema aufzuklären und mögliche Hilfen aufzuzeigen.

Vor allem bei Jugendlichen, bleibt eine Depression oft unentdeckt, da die Symptome ähnlich sind wie die Merkmale der Pubertät.
Hier setzt das Präventionsprojekt „Ice Breaker“ des Theatermachers Jean-Francois Drozak an. Es ist speziell für Schulen konzipiert und von der Agentur für Kulturdesign entwickelt worden. Die Stadt Nürnberg und AOK Mittelfranken unterstützen das Projekt im Sinne des 10 Punkte Programms „Aufklärung über Depressionen und Angststörungen an Schulen“ des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus. Es ist ein Theaterstück, das depressive Erkrankungen im Jugendalter und die Situation der Geschwisterkinder aufgreift.

Im Schuljahr 2020/2021 haben sich sechs Schülerinnen der 11. Klasse Sozialwesen mit großer Freude und Neugierde für das Projekt gefunden. Das Theaterstück wurde innerhalb von vier Tagen einstudiert, geprobt und für die Filmaufnahmen aufgeführt. Die Schülerinnen haben sich somit sehr intensiv mit der Thematik „Depression im Jugendalter“ auseinandergesetzt. Dank der Pandemie ist das Theaterstück filmisch inszeniert worden, so dass die MOS ein dauerhaftes Präventionsprojekt an der Schule in petto hat und regelmäßig umsetzen kann.

So geschehen im aktuellen Schuljahr 2021/2022. Alicia Simon aus der 13. Klasse Sozialwesen hat als empirischen Teil im Rahmen ihrer Seminararbeit das Präventionsprojekt „Ice Breaker“ im Zeitraum vom 02.12. bis 13.12.2021 in den sechs Klassen der 12. und 13. Jahrgangstufen durchgeführt.

Durch einzelne filmische Sequenzen wird das Publikum, das als Expertenrat fungiert, in das Theaterstück mit einbezogen. Alle Zuschauer erhalten eine Checkliste mit möglichen Symptomen einer Depression. Nach jeder einzelnen Szene wird der ernannte Expertenrat aufgefordert, Stellung zu nehmen und einzuschätzen, ob die Hauptfiguren an den typischen Krankheitssymptomen leiden oder nicht. So setzen sich die Zuschauer*innen intensiv mit dem Thema „Depressionen im Jugendalter“ auseinander. Die Symptome werden im Verlauf des Stückes deutlicher, so dass das Publikum für eine Depressionen als Erkrankung sensibilisiert wird.

Denn hinter der Projektidee von „Ice Breaker“ steht die Annahme, dass unaufgeklärte Jugendliche und Erwachsene die Merkmale der Pubertät nicht von den Merkmalen einer Depression unterscheiden können.

Im Mittelpunkt der Inszenierung stehen Lisa und Anna. Man sieht sie in ihrem Alltag oder zu besonderen Anlässen auf zwei Bühnen. Beide Figuren verhalten sich zunächst ähnlich wie typische Jugendliche in der Pubertät. Erst im Laufe des Stückes wird deutlich, dass Lisa ärztliche Hilfe braucht. Ein besonderes Augenmerk wird beim Theaterstück auf die Geschwisterkinder und die Auswirkungen eines an Depression erkrankten Familienmitgliedes gerichtet.

Am Anfang ihrer Seminararbeit fiel es Alicia schwer, die Symptome der Depression und Pubertät auseinander zu halten und einen Unterschied zu erkennen. Im Laufe des „Ice Breaker“ Projekts, nachdem sie die Videos, in denen, wie bereits genannt, eine der beiden Hauptdarstellerinnen an einer Depression erkrankt ist und die andere in der Entwicklungsphase einer normalen Pubertät steckt, immer öfter anschaute, wurde der Seminaristin die Differenz immer deutlicher und klarer. Auf den ersten Blick ist kein Gegensatz zu erkennen, jedoch auf den zweiten, dritten oder vierten. Es sind Kleinigkeiten, die sich im Verhalten und in Aussagen wiederspiegeln, auf diese man beim ersten Betrachten nicht achtet. Die erwähnte Checkliste des Expertenteams mit verschiedenen Symptomen, die auf eine Depression hinweisen können, ist Anhaltspunkt zur Vorsicht für mögliche Betroffene, aber auch für Angehörige, denn wenn fünf oder mehr der Symptome der Checkliste zustimmen, ist dies ein Anzeichen für eine Depression. In jeder Klasse, in der das Projekt durchgeführt wurde, haben die Schüler*innen folgerichtig eingeschätzt, welche der beiden Darstellerinnen an einer Depression erkrankt ist.

Durch das „Ice Breaker“ Projekt ist eine wertvolle Informations- und Aufklärungsmöglichkeit entstanden, das von unseren Schüler*innen gut angenommen wurde, um dieses schwierige und gesellschaftlich relevante Thema der Altersklasse näher zu bringen. Vor allem im schulischen Kontext ist es möglich, solch ein wichtiges und aktuelles Thema wie Depression auf eine begleitete und somit sensible Art und Weise durchzuführen. Durch das Aufklären über DIE Volkserkrankung der westlichen Gesellschaft, erfahren nicht direkt betroffene Menschen mehr über die Symptome und Hintergründe, entwickeln damit ein Verständnis für manches Verhalten eines Betroffenen und können so lernen mit Erkrankten mitfühlend umzugehen. Mögliche erkrankte Menschen erkennen durch das Projekt erst, dass sie sich Hilfe holen sollten, so wie es bei einer der Mitwirkenden vor einigen Jahren geschah. Für sie war das Theaterstück der Beginn ihres Genesungsweges.

 

Hinweis:
Teile des Artikels entstammen aus Alicia Simons Seminararbeit und wurden sowohl direkt, als auch indirekt zitiert. Auf eine Kennzeichnung der Stellen wurde nach Absprache verzichtet.