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Vernissage & Präsentation der Seminararbeiten

Zum Ansehen und Anfassen – hautnah und persönlich

Dass an jenem Freitagnachmittag, den 21. Mai, noch über 25 Schüler*innen im Schulhaus umherschlenderten, hatte nichts mit schulischen Disziplinarmaßnahmen und deren unmotiviertes Ableisten zu tun. Dagegen sprachen auch das Lachen und Scherzen, die dieses Beisammensein begleiteten. Zudem ließen auch die kleinen Erfrischungsgetränke bei manchen der Anwesenden die Zufriedenheit im Besonderen ansteigen.  

Der Anlass dieses nachmittäglichen Beisammenseins bei für Schüler*innen eher unübliche Zeiten in der MOS stellte die „öffentliche“ Präsentation der Ergebnisse der Seminararbeiten im privaten Rahmen dar, die Bestandteil des Seminarfachs ist.

Mit der 13. Klasse erreichen die Schüler*innen ihre allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife. Eine Fähigkeit, die sie für den universitären Weg benötigen, ist das wissenschaftliche Arbeiten. Dieses wird in der höchsten Klasse der FOS mit dem Seminarfach auf den Weg gebracht. Dabei haben sich die Schüler*innen über ein halbes Jahr hinweg einem Forschungsthema im vollen Umfang zu widmen: Neben der Suche nach einem geeigneten Thema und der Formulierung einer Hypothese, die es zu überprüfen gilt, muss auch die Literaturrecherche in Eigenregie durchgeführt werden.

Wie auch an der Uni gilt es vorab ein Exposee abzugeben, welche das Forschungsziel formuliert und das gefundene Thema in das Rahmenthema dieses Jahres „Persönlichkeit“ einbettet. Zudem wird die Forschungsmethode vorgestellt: Die Bandbreite reicht von Textanalyse über die Erstellung von Umfragen samt deren Auswertung bis hin zum Experteninterview. Eine grobe Gliederung zeigt die geplante Struktur der Arbeit. Ein Zeitplan dient als Orientierung für den noch anstehenden Schritte der Fertigstellung der Arbeit. Begleitet auf diesem Weg werden die Seminarist*innen durch ihre Seminarlehrkraft.

Publikumswirksam sind dann die Zwischenpräsentation und die Abschlusspräsentation, in welchen die Schüler*innen es schaffen, ihre Forschungsergebnisse zu „veranschaulichen“ und dem Seminar als kundiges Fachpublikum somit näher zu bringen.

Die öffentliche Präsentation ist somit dann die festliche Belohnung einer Arbeit, die über ein halbes Jahr hinaus die ständige Begleiterin der schulischen Ausbildung gewesen ist, den Familienmitgliedern, Freunden und Interessierten die eigene Forschung in einem entsprechenden Rahmen stolz vorzustellen.

Verbunden wurde das dieses Jahr mit der Ausstellung von Jahresarbeiten der Abschussklasse des Gestaltungszweiges. Auch hier stand das Thema „Persönlichkeit“ im Mittelpunkt. So drehten sich die angefertigten Comics um die Künstlerpersönlichkeit am Beispiel Albrecht Dürer, die gemalten Selbstportraits sollten die eigene Persönlichkeit als Rollenportrait widerspiegeln und die Plakate beschäftigen sich unter anderem mit der Frage, welchen Einfluss zukünftige technologische Entwicklungen auf die Persönlichkeit haben könnten. Die Seminarist*innen suchten sich im Vorfeld der kleinen Vernissage das Kunstwerk aus, das sie mit ihrem Thema assoziierten.

So kam es dann am Freitag zu benannter Zeit, nachdem sich kurz mit Häppchen, Getränken und auflockernden Gesprächen in Stimmung gebracht worden war, zu einer doppelten Begehung: Die Seminarist*innen blieben vor „ihrem“ Bild stehen und erklärten in nun bereits professionalisierter Weise die Ergebnisse ihrer Arbeit, indem sie gekonnt das gewählte Bild kontextualisierten. So erfuhr die Öffentlichkeit unter anderen von dem Wandel der Persönlichkeit durch Kriegserlebnisse des 2.  Weltkrieges oder die Gestaltung der literarischen Persönlichkeit Maria Stuart im Vergleich zur historischen.

Weiterhin wurde berichtet, inwieweit Veganer andere Persönlichkeitsmerkmale aufweisen als Alles-Esser oder ob es eine typische Monti-Kinder-Persönlichkeit gibt. Natürlich war auch im Seminar Corona ein Thema und führte zur Untersuchung, ob denn der Virus einen Einfluss auf die Freundschaften von Persönlichkeiten hatte.  Die Medienaffinität der jungen Generation bot für Themen ebenso Anlass und es entstand die Suche nach dem Einfluss dieser auf die Selbstwahrnehmung einer Person. Dass mediale Influencer hierbei eine gewichtige Rolle als Vorbilder der Menschen spielen, ist bekannt, aber wie sieht das bei dem Influencer des 16. Jahrhunderts aus, Martin Luther? Hat man dessen Wirkungskraft bei seinen Zeitgenossen ausmachen können? Laut den Ergebnissen der Seminaristin eindeutig ja. Man sieht, nicht nur Persönlichkeiten sind vielfältig, auch Forschungsfragen hierzu.  

Im Anschluss an die kurze Darlegung seiner Arbeit überließ der Seminarist*in dem Schaffer seines visuellen Themapendants den Platz und jener informierte das Publikum über seine Idee der künstlerischen Umsetzung, die dem Werk Pate gestanden hatte. Dabei war schön zu beobachten, dass die Interpretation der einen teils wenig gemein hatten mit der Aussageabsicht der anderen und somit Kunst in ihrer großen Deutungsvielfalt offenbart wurde.

Was solche Veranstaltungen besonders macht, ist das Zusammenbringen von Menschen, deren Bahnen sich im Schulalltag weniger kreuzen, vor allem, wenn man die meiste Zeit daheim am digitalen Endgerät festgebunden worden war. Man ist zwar Schüler*in der gleichen Schule, aber die Jahrgangsstufe sowie der Zweig stellen stets in sich geschlossene kleine Paralleluniversen dar, welche nicht auf natürlichen Wegen kreuzen, sondern Wurmlöcher wie Raucherplätze und die Cafeteria dafür benötigen. Oder aber Vernissagen an einem späten Freitagnachmittag.

Und genau durch dieses Verbindungstor zweier Welten entbrannten interessante Gespräche, wie jenes um die Maltechnik. So erkannte Seminarist im Gestaltungstil eines Plakates den bekannten Federstrich von Akira – eines stilprägenden Zeichners japanischer Comics, was mir als Antwort auf meinen fragenden Blick entgegnet worden ist – und sofort entbrannte ein interessegelenktes Gespräch über die Art der Zeichnungen bis hin zu bekannten Animes und abschließend zu neuen cineastischen Inspirationen auf Netflix. Über diese Schnelligkeit des Gesprächs an sich und des Wechsels der Themenbereiche, die allen anwesenden Schüler*innen sofort ein Begriff waren, konnte der anwesende Berichterstatter nur abnicken und weiter am Erfrischungsgetränk nippend staunen, ohne auch nur im Mindesten im Bilde zu sein.  Aber dafür sehr zufrieden.